Pflege der Grüns in Zeiten des Klimawandels

"Warum müssen die denn jetzt schon wieder die Grüns aerifizieren", so eine Frage hört man von Golfern immer wieder. Vorab zur Information. Im Golf Club Hammetweil aerifizieren wir meist nur einmal im Jahr die Grüns - und das im Spät-Herbst...

Die Grüns so "schön" und möglichst schnell zu halten ist eine Kunst, die nicht immer gelingt; aber in jedem Fall umfangreiche Fachkenntnisse und viel Fingerspitzengefühl erfordert - und in Zeiten des Klimawandels auch immer mal wieder den Mut braucht mit "Alt-Gelerntem" zu brechen.

Grundsätzlich stellt sich schon mal die Frage, wurden denn zum Zeitpunkt des Golfanlagen-Baues denn überhaupt die richtigen Gräser angesät, die den aktuellen Klimaverhältnissen entsprechen? Ändern könnte man wenig oder nur sehr aufwändig daran etwas, also heißt es lernen damit umzugehen und zu improvisieren. In Hammetweil haben wir das Glück in jedem Fall mit einer Penn A4-Mischung gut aufgestellt zu sein, wenngleich so viel Nässe einem auf Sonne angelegten Gras auch Nachteile bringt.

Viele Erkenntnisse der Hochschulen wie der Uni Hohenheim oder der Greenkeeper-Schulen basieren auf historischen Erkenntnissen und bisheriger Pflegeerfahrung, die in dieser Weise oft nicht mehr zum Ziel führen. So haben insbesondere in den vergangenen Jahren häufige Starkregen regional unterschiedlich zu einer erhöhten Bodenverdichtung geführt, wodurch die Gräser und vor allem die Wurzeln nicht mehr ausreichend durchatmen können. Ein unglücklicher Maschineneinsatz mit zu großen und schweren Traktoren, um eine Pflege schneller zu erledigen, waren dabei wenig unterstützend.

Um sich möglichst keine Krankheiten wie Schnee-Schimmel, Hexenringe, Schwarz-Algen oder eine Wurzel-Fäule einzufangen und um möglichst dann keine Pestizide oder sonstige aggressiven Dünger einsetzen zu müssen, setzt der Golf Club Hammetweil auf eine verstärkte mechanische, kontinuierliche Pflege.

Das tägliche Mähen mit aktuell auf kurze 2,8 mm Länge bringt nicht nur eine höhere Ballrollgeschwindigkeit, sondern bietet Pilzen auch eine geringere Angriffsfläche. Neben neben dem täglichen Mähen ist vor allem das Igeln mit der großen Walze, um für den Spielbetrieb fast unbemerkt zu bleiben, Luft in den oberflächigen Rasen zu bekommen (Einstechtiefe 0,5 bis 1,5 cm). Das ab und an anschließende feine Sanden (Top-Dressing) härtet den Boden aus, hält die feinen Löcher noch etwas länger auf und spielt einige Mineralien in den Boden.

Wussten Sie dass die Grüns von PGA-Turnieren bis zu 4 mal an einem einzigen Tag gemäht werden?

Das Vertikutieren dient neben der Luftzufuhr vor allem dazu überschüssiges Gras aus dem Grün zu holen. Heute haben wir rund 16.000 Gräser pro Quadratmeter - vor 30 Jahren waren es weniger als 6.000. Da ist es ganz logisch, dass bei so vielen "Bremsern" der Ball langsamer rollt. Andererseits bilden Schnittabfälle auch einen guten Rasenfilz und somit einen Wasserspeicher, wodurch sich der Wasserverbrauch deutlich reduzieren lässt. Also irgendwie gilt es den richtigen Ausgleich hinzubekommen.

Das "nervige" Tiefen-Aerifzieren mit Voll-Spoons ist wichtig um die rund 15 cm tiefe Rasentragschicht zu durchbrechen und die Drainschicht darunter aktiv zu halten. Nicht zuletzt werden damit die Rasenwurzeln getrennt, wodurch die Gräser an der Tagesoberfläche wieder senkrecht und weniger flach wachsen - erhöht wiederum die Ballrollgeschwindigkeit. 

Das Aerifizieren mit Kreuzspoons entlüftet die Grüns, weshalb es auch Lufting genannt wird. Nach einem Tag sind selten die Löcher noch zu sehen. Jedoch steigt das Stimpmeter (Maßeinheit für Ballrollgeschwindigkeit) um bis zu einem Meter, wenn das Grün trocken und nicht mehr feucht ist. Fühlen Sie mal selbst über so einem Loch wie hier die Feuchtigkeit ausströmt!

Das Bügeln mit der Bügelmaschine bringt noch mehr Laufruhe in den Ball, sofern der Boden schon abgetrocknet ist und nicht zum falschen Zeitpunkt der Boden nur noch stärker verdichtet wird...

Und im Herbst tun wir alles dafür, den Rasen gut über den Winter zu bekommen, um möglichst früh die Grüns im Frühjahr wieder öffnen zu können.

Ein fein abgestimmter Düngeplan mit rund 2 Dutzend verschiedenen Grüns-Düngungen abwechselnd mit mechanischen Maßnahmen machen die Grüns zum intensivst gepflegten Spielelement. Nicht zuletzt sind diese deshalb sogar mit einer Betriebsausfall-Versicherung zusätzlich abgesichert.

Was wir in welcher Reihenfolge machen, bleibt unser Geheimnis. Aber gehen Sie davon aus, wir wissen was wir tun - und unser Ziel ist es stets: Schöne und schnelle Grüns zu bieten, bei einer möglichst geringen Ausfallzeit wegen Pflegemaßnahmen. Wir würden uns freuen, wenn Sie dies bei fachlichen Vorschlägen gegenüber unseren Greenkeepern berücksichtigen. Ansonsten beantworte ich auch gerne persönlich Ihre Fragen.

Ihr

Frank-Hagen Spanka